Hubertus J. Schwarz / Exzess Goa Party / 2014
HGich.T und God’s Entertainment funktionieren als Theateranarchisten und Medienverweigerer. Beim Live-Art-Festival auf Kampnagel führten sie in den geplanten Exzess.
Sie liegen auf dem Boden, in Lachen aus verschüttetem Bier, Schweiß und Neonfarben, die Kinder des Wahnsinns. Wie die Schmeißfliegen im Netz der Spinne strampeln die Besucher des diesjährigen Live Art Festivals mit den Beinen und bleiben doch gefangen. In dem verkrampften Versuch das Bewusstsein zu erweitern, sind sie blindlinks in die Falle des Schwarzen Witwers geflogen. Der Exzess auf Kampnagel hat seinen Zenit überschritten und feiert sich selbstherrlich als quasi-gnostische Glaubenslehre über Sieg und Niederlage.
„Verschwende dich, deine Rente oder was auch immer“, so schreit es einem aus dem Programm des sechsten Live-Art-Festivals entgegen. Unter dem Motto „Excess Yourself“ prallen die beiden Performance Kollektive HGich.T und God’s Entertainment aufeinander. Sie wollen mit ihrer Co-Produktion nicht weniger als ein Gegenmodell zum Neuen Menschen entwerfen. Der Neue Mensch, für die Nationalsozialisten war er der rassenreine Arier, für die Kommunisten eine gleichgeschaltete Drohne destilliert durch die Rote Revolution – ein Arbeitstier und kaltblütiger Krieger, wie Ernst Jünger ihn stilisierte.